Effizientes Bestandsmanagement ist das Rückgrat eines erfolgreichen Logistikbetriebs. Doch jeder, der auch nur etwas in der Lagerlogistik zuhause ist, weiß, dass es nicht nur darum geht, Artikel im Regal zu zählen. Es geht darum, die richtigen Artikel in der richtigen Menge zur richtigen Zeit bereitzustellen – und dabei Lagerkosten und Überbestände so gering wie möglich zu halten. Das kann gut oder weniger gut gelingen und bei wachsenden Lagerbeständen eine echte Herausforderung werden.
In diesem Blogartikel beleuchten wir diese Herausforderung mit Blick auf den Einsatz eines WMS zur Unterstützung und Automatisierung des Bestandsmanagements:
Tragen Sie Verantwortung für ein Lager? Dann wissen Sie, dass Bestandsmanagement eine der zentralen Aufgaben in der Lagerlogistik ist. Wer diese Aufgabe übernimmt, muss sicherstellen, dass stets genug Ware vorhanden ist, um Kundenaufträge pünktlich zu erfüllen, ohne dass das Lager überfüllt ist. Klingt einfach? In der Theorie ja, aber in der Praxis ergeben sich viele komplexe Fragestellungen.
Eine der grundlegendsten Aufgaben im Bestandsmanagement ist die genaue Bestandsführung. Das klingt zunächst trivial – bis man feststellt, dass das Lager in Wirklichkeit ein dynamisches Umfeld ist. Waren werden ständig ein- und ausgelagert, Retouren müssen verarbeitet und beschädigte Artikel ausgeschleust werden. Ohne ein klares System verliert man schnell den Überblick.
Welche Artikel müssen nachbestellt werden? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um den Bestand aufzufüllen? Das ist eine zentrale Herausforderung. Bestellt man zu früh oder zu viel, bindet man unnötig Kapital und blockiert Lagerfläche. Bestellt man zu spät, riskiert man Lieferengpässe und verärgerte Kunden.
Der verfügbare Lagerplatz ist oft begrenzt, und die optimale Nutzung dieses Raums kann eine Wissenschaft für sich sein. Eine konsequente chaotische Lagerung ist eine wichtige Voraussetzung, um das Lager optimal auszunutzen. In Kombination mit einer Platzierung der Artikel – z.B. nach einer „ABC-Analyse“ – werden Laufwege bei der Ein- und Auslagerung auf das nötige Minimum reduziert und das Lager effizient bewirtschaftet.
Eine der größten Herausforderungen ist die Bestandsgenauigkeit. Wenn die im System geführten Bestandszahlen nicht mit den realen Beständen übereinstimmen, kommt es zu Problemen. Plötzliche Fehlbestände oder das Übersehen von Lagerleichen sind dann keine Seltenheit. Je größer das Lager, desto schwieriger ist es, die Bestände manuell im Auge zu behalten.
Inzwischen bildet ein Warehouse Management System (WMS) das Herzstück vieler moderner Lagerprozesse. Es hilft nicht nur, die oben genannten Aufgaben effizienter zu bewältigen, sondern bietet auch eine Fülle von Funktionen, die das Bestandsmanagement auf eine neue Ebene heben.
Einer der größten Vorteile eines WMS ist die Echtzeit-Bestandsführung. Jeder Artikel, der in das Lager kommt oder das Lager verlässt, wird sofort im System erfasst. Ob per Barcode-Scan, RFID oder über Automatisierungstechnik – das WMS hält die Bestandsdaten immer auf dem neuesten Stand.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen Eil-Auftrag für ein Produkt, das laut System noch auf Lager ist. Doch als der Lagermitarbeiter das Regal erreicht, ist es leer. Ein typisches Problem bei manuell geführten Lagerbeständen. Mit einem WMS gehört das der Vergangenheit an: Durch die kontinuierliche Erfassung der Warenbewegungen haben Sie jederzeit einen genauen Überblick darüber, welche Artikel in welchen Mengen vorrätig sind.
Ein weiteres großes Plus eines WMS ist die automatisierte Nachschubplanung. Das System überwacht kontinuierlich die Bestände und kann z.B. Nachschubaufträge auslösen, sobald ein festgelegter Mindestbestand erreicht ist.
Ein WMS unterstützt Sie bei der optimalen Nutzung Ihrer Lagerkapazitäten. Das System wählt automatisch den idealen Lagerplatz aus, basierend auf Faktoren wie Umschlagshäufigkeit, Artikelgröße oder Temperaturanforderungen. Durch die intelligente Platzierung der Waren wird die Ein- und Auslagerung effizienter, und gleichzeitig bleibt der verfügbare Lagerraum optimal genutzt.
Ein mittelständisches Unternehmen hat in der Vergangenheit seine Artikel mehr oder weniger willkürlich im Lager platziert. Das führte dazu, dass häufig benötigte Artikel am anderen Ende des Lagers eingelagert wurden und selten genutzte Artikel wertvollen Platz in der Nähe der Packstation belegten. Mit einem WMS kann das Unternehmen seine Artikel nun systematisch nach Umschlagshäufigkeit und Größe platzieren und die Wegzeiten der Mitarbeiter erheblich reduzieren.
Mit einem WMS wird die lästige manuelle Inventur überflüssig. Statt einmal im Jahr den gesamten Lagerbestand zu zählen, ermöglicht das System eine sogenannte permanente Inventur. Hierbei werden Bestände kontinuierlich im laufenden Betrieb überprüft – etwa durch regelmäßiges Zählen bestimmter Artikelgruppen oder durch automatische Überprüfung beim Ein- und Auslagern.
Ein Unternehmen, das auf manuelle Jahresinventuren setzte, hatte häufig das Problem, dass es während der Inventurzeit den Betrieb stark einschränken musste. Zudem führten ungenaue Zählungen immer wieder zu Problemen. Seit der Einführung eines WMS, das eine permanente Inventur unterstützt, wurden die Bestandsabweichungen auf ein Minimum reduziert, und die Mitarbeiter können sich das ganze Jahr über auf ihr Tagesgeschäft konzentrieren.
Ein modernes WMS kann nahtlos mit den Systemen von Lieferanten und Kunden integriert werden. Dadurch erhalten Sie nicht nur einen besseren Überblick über Ihre eigenen Bestände, sondern können auch Engpässe oder Lieferprobleme auf der Lieferantenseite frühzeitig erkennen. Gleichzeitig können Sie Kunden aktuelle Bestandsdaten und Lieferzeiten direkt aus dem WMS zur Verfügung stellen.
Wenn Sie mit mehreren Lieferanten arbeiten, kann es sinnvoll sein, Ihr WMS so zu konfigurieren, dass es bei drohenden Fehlbeständen automatisch die besten Lieferanten (basierend auf Preis, Verfügbarkeit oder Lieferzeit) vorschlägt. So sparen Sie wertvolle Zeit und minimieren das Risiko von Produktionsengpässen.
Natürlich bringt auch die Nutzung eines WMS einige Herausforderungen mit sich. Doch mit den richtigen Lösungsansätzen lassen sich diese meistern.
Die Einführung eines WMS erfordert Zeit und Ressourcen. Von der Auswahl des richtigen Systems über die Integration mit bestehenden ERP-Systemen bis hin zur Schulung der Mitarbeiter – der Weg zur erfolgreichen WMS-Nutzung ist nicht immer einfach.
Planen Sie ausreichend Zeit für die Implementierung ein und beziehen Sie die betroffenen Mitarbeiter frühzeitig in den Prozess ein. Je besser Ihr Team das System versteht, desto schneller werden Sie von den Vorteilen profitieren.
Ein WMS ist nur so gut wie die Daten, die es verarbeitet. Ungenaue oder unvollständige Daten können dazu führen, dass das System falsche Entscheidungen trifft. Es ist daher entscheidend, eine saubere Datenbasis zu schaffen und regelmäßige Überprüfungen durchzuführen.
Nutzen Sie die Automatisierungsfunktionen des WMS, um Fehlerquellen zu minimieren. Stellen Sie sicher, dass Daten automatisch erfasst und aktualisiert werden, etwa durch Barcode-Scanner oder RFID-Technologie.
Ein Warehouse Management System ist weit mehr als nur ein Werkzeug zur Bestandsführung. Es hilft dabei, alle Aspekte des Bestandsmanagements zu optimieren – von der Bestandsüberwachung über die Nachschubplanung bis hin zur Lagerplatzverwaltung und Inventur. Besonders für mittelständische Unternehmen, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten, bietet ein WMS die Möglichkeit, ihre Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.
Durch die Automatisierung vieler Routineaufgaben und die Bereitstellung von Echtzeitdaten sorgt ein WMS dafür, dass Logistikverantwortliche jederzeit den Überblick behalten und schnell auf Veränderungen reagieren können. Das Ergebnis: Eine bessere Lagerauslastung, zufriedenere Kunden und letztlich auch höhere Gewinne.
Bevor Sie in ein WMS investieren, nehmen Sie sich die Zeit, Ihre bestehenden Prozesse zu analysieren. Nur wenn Sie genau wissen, wo die Schwachstellen liegen, können Sie das System optimal auf Ihre Bedürfnisse zuschneiden und den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.